ARBEITEN BEI ROMED

Frau Veit, was macht eigentlich eine Integrationsmanagerin bei RoMed?

Elisabeth Veit, Integrationsmanagerin bei RoMed
Elisabeth Veit, Integrationsmanagerin bei RoMed

Elisabeth Veit unterstützt neue KollegInnen, die aus dem Ausland ins RoMed-Team kommen. Bei der Bürokratie und im Alltag. Und sie setzt alle Hebel in Bewegung um bestimmte Berufsgruppen zu RoMed zu holen - zuletzt Anästhesietechnische AssistentInnenen (ATAs).

Frau Veit, welche Themen beschäftigen Sie derzeit in Ihrer Rolle als Integrationsmanagerin besonders?
Ganz viele gleichzeitig. Jede einzelne Fachkraft ist uns wichtig. Und jeder Fall ist individuell, komplex und muss sorgsam behandelt werden.

Nun haben Sie im vergangenen Jahr u.a. ein wichtiges neues Thema angestoßen: Anpassungslehrgänge für Anästhesietechnische AssistentInnen (ATAs). Was hat es damit auf sich?
Ja, das ist richtig. Im Herbst 2022 gab es überraschend viele, sehr gute Bewerbungen an qualifizierten Anästhesietechnischen AssistentInnen mit Berufserfahrung und auf der anderen Seite sehr viele offene Stellen in diesem Bereich. Eigentlich ein sehr gutes Match.

Eigentlich? Hört sich nach versteckten Herausforderungen an.
Allerdings. Eine Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland ist ein langwieriger bürokratischer Prozess was Visum und Arbeitserlaubnis betrifft. Andererseits geht er in vielen Fällen mit Nachqualifizierungsprogrammen einher, als Vorrausetzung für den Start bei uns. Es dauert also schon einmal grundsätzlich deutlich länger jemanden aus dem Ausland einzustellen. Und dann kommt hinzu, dass der Prozess stark variiert, abhängig von dem Land, aus dem die Fachkräfte kommen. Im Fall der ATAs, die wir dringend suchen, kamen die BewerberInnen aus dem Iran und Tunesien. „Eben mal so“ einstellen, war also nicht möglich. Im Gegenteil, wir fragten uns zunächst ernsthaft, ob wir überhaupt Bewerbungsgespräche führen sollten, da wir zu diesem Zeitpunkt eigentlich keine Möglichkeit zur notwendigen Qualifizierung in den RoMed Kliniken anbieten konnten.

Worin besteht das Problem einer solchen Qualifizierung?
Alle ATA´s aus dem Ausland suchen nach einer Möglichkeit einen sog. „Anpassungslehrgang“ zu absolvieren. Dieser kann nur von ATA-Schulen durchgeführt werden und muss von der DKG genehmigt werden. In der Regel dauert dieser 13 – 16 Monate. Das ist wahnsinnig lange, wenn man ad-hoc auf akuten Personalmangel reagieren muss.

Aber nichts zu tun, wäre auch keine Lösung, richtig?
Richtig. Und so schnell wollten wir uns nicht geschlagen geben. Alle BewerberInnen hatten in Vorbereitung auf den Anpassungslehrgang bereits eine Bewertung ihrer Ausbildung aus dem Heimatland durch die Dt. Krankenhausgesellschaft (DKG) vorliegen, einen sogenannten „Defizitbescheid“, der individuell definiert, wie lange der Anpassungslehrgang dauert und welche Inhalte gelehrt werden müssen. Wie wir eine individuelle Qualifizierung für die neuen KollegInnen umsetzen könnten, stand zunächst in den Sternen. Dann haben wir die Köpfe zusammengesteckt und nach einer Lösung gesucht. Unsere Pflegedirektorin, Frau Hantl-Merget, der Leiter unserer RoMed-Berufsfachschule für ATA- und OTA in Rosenheim, Lutz Krüger, und ich in meiner Rolle als Integrationsmanagerin.

Welchen Weg haben Sie gefunden?
So schnell gings nicht. Vor dem Weg kamen erste Schritte um verschiedene Themen zu klären. Gerade die Deutschkenntnisse waren Herrn Krüger im Vorfeld sehr wichtig. Natürlich ist das eine Grundvoraussetzung für das Gelingen eines Lehrgangs über einen so langen Zeitraum. Erfreulicherweise konnten wir in den gemeinsamen Interviews vielen BewerberInnen bereits gute Fach- und Deutschkenntnisse bestätigen. Dann ging es um die Frage, wie viele KandidatInnen in den vier RoMed Kliniken eingesetzt werden könnten, wann der Lehrgang starten könnte, wie wir die notwendigen Lehrkräfte bereitstellen könnten und ob es vielleicht sogar möglich wäre, dass alle KandidatInnen wirklich gleichzeitig auch die dafür notwendige Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Viel Konjunktiv.

Das klingt nach einem Mammut-Projekt für das man Drahtseil-Nerven benötigt. Gerade was den bürokratischen Teil betrifft. Wie ist das Ganze ausgegangen?
(Lacht) Das stimmt! Letztlich ist das kleine Projekt „Anpassungslehrgang für Anästhesietechnische AssistentInnen“ gut gelungen: Fünf der sechs geplanten Fachkräfte aus Tunesien und dem Iran konnten am 12.06.2023 mit dem Anpassungslehrgang in der Berufsfachschule für ATA und OTA in Rosenheim starten, der bis August 2024 dauern wird. Blockunterricht in der Schule wechselt sich dabei mit den vorgeschriebenen Praxiseinsätzen ab. Nur eine ATA aus Tunesien war nicht im Kurs.

Passte es nicht, oder gabs andere Gründe?
Wieder bürokratische Besonderheiten: Sie hatte das sprichwörtliche „Pech“, 2022 beim falschen Prüfungsinstitut in der Türkei die B2-Prüfung abgelegt zu haben. (Anm. d. Red.: Prüfungstermine sind sehr schwer zu buchen, daher wird oft in andere Länder ausgewichen). Daraufhin wurde ihr Visaantrag für Deutschland abgelehnt, da das B2-Zertifikat in dieser Form nicht anerkannt wurde. Selbst die schriftliche Versicherung von Seiten RoMed, dass die Sprachkenntnisse im Interview überprüft wurden und sicher ausreichend seien, interessierte die Botschaft nicht. Glücklicherweise hat sie sich aber nicht beirren lassen in ihrem Wunsch in Deutschland zu arbeiten. Heute ist auch sie bei uns angekommen und wird in Kürze die Arbeit aufnehmen. Ihr Deutsch war so gut, dass sie ohne weitere Vorbereitung die Goethe-Prüfung B2 im Juli geschafft hat und das Zertifikat der Botschaft vorlegen konnte.

Klingt so, als ob RoMed sich gemeinsam mit den neuen KollegInnen aus dem Ausland um einen bestmöglichen Start und ein langfristiges Ankommen bemüht. Was kann jeder einzelne im Team tun, um einen solch mutigen Schritt mit zu unterstützen?
Erst einmal sind uns alle KandidatInnen herzlich willkommen und sie unterstützen ihre KollegInnen von Sekunde eins an mit enormer Leistungsbereitschaft. Trotz guter Deutschvorkenntnisse stecken die Herausforderungen natürlich im alltäglichen Detail. Es liegt auf der Hand: In keinem Wörterbuch steht bspw. zu lesen, was ein „roter Stöpsel“ ist und dass damit hier bei RoMed ganz konkret der „rote Kombistopfen – Luer-Lock“ gemeint ist, den der Kollege am ersten Tag gereicht haben will. Dialekte, gerade unser Bayerisch, sowie Akzente im temporeichen Arbeitsalltag kommen für die neuen KollegInnen erschwerend hinzu.

Müssen wir in Deutschland lernen für Nicht-MuttersprachlerInnen mitzudenken, wie es international längst üblich ist?
Ja, definitiv. Zu uns kommen sehr engagierte und ehrgeizige Fachkräfte, die ihre Sprache stetig weiter verbessern und daher inzwischen einen C1-Kurs der RoMed Kliniken besuchen (Anm. d. Red.: Das Sprachlevel C1 definiert fachkundige Sprachkenntnisse). Dennoch müssen auch unsere langjährigen RoMed-KollegInnen an ihrer Sprache bzw. Sprechweise arbeiten, versuchen klar und deutlich Deutsch zu sprechen und gut verständliche Formulierungen zu entwickeln. Nur wenn alle aufeinander zugehen, kann die Integration gelingen.

Nach den ersten Erfahrungen – wird es weitere ATA-Anpassungskurse für Fachkräfte aus dem Ausland bei RoMed geben?
Das ist noch nicht abschließend entschieden. Im September wird gemeinsam überlegt, ob es auch im nächsten Jahr wieder einen Anpassungslehrgang geben soll. Vielleicht wird sich dieser auch für externe Teilnehmer gegen Gebühr öffnen und so die Finanzierung sichern. Unabhängig davon gibt es bei RoMed laufend offene Stellen im Bereich der Anästhesie, zudem bilden wir Jahr für Jahr an unseren RoMed-Berufsfachschulen in Rosenheim und Wasserburg viele junge Menschen in verschiedenen spannenden Berufsbildern aus. Wir werden sehen, wie die Entwicklung weitergeht und welche Instrumente wir finden, um noch flexibler auf den weiter steigenden Bedarf an Fachkräften zu reagieren.

18.10.2024
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