Volkskrankheit Schlaganfall
In Deutschland ereignen sich pro Jahr 270.000 Schlaganfälle. Damit ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache. Genauso alarmierend ist, dass ein Großteil der überlebenden Patienten langfristig behindert bleibt und auf fremde Hilfe angewiesen ist – der Schlaganfall ist somit die Hauptursache schwerer körperlicher Behinderungen im höheren Lebensalter. Aber nicht nur ältere Menschen können vom Schlaganfall betroffen werden, der Anteil jüngerer Patienten steigt sogar.
Verschiedene Ursachen eines Schlaganfalls
Unter einem Schlaganfall versteht man eine akut aufgetretene Durchblutungsstörung des Gehirns. Dabei muss man zwei grundsätzlich verschiedene Arten unterscheiden: Einerseits kann ein Blutgefäß im Gehirn einreißen und es tritt Blut in das Hirngewebe aus. Dann spricht man von einer Hirnblutung. Häufiger ist es jedoch, dass es durch den Verschluss eines Blutgefäßes durch ein Blutklümpchen oder durch Verkalkung zu einer Mangeldurchblutung von Teilen des Gehirns kommt. Die Symptome eines Schlaganfalls können je nach betroffener Hirnregion sehr unterschiedlich sein und sind nicht immer leicht zu erkennen. Einen Schlaganfall sofort zu erkennen ist aber entscheidend, da die Behandlungsmöglichkeiten in den ersten Stunden sehr gut sind. Die unmittelbare Aufnahme in einer spezialisierten Klinik erhöht die Chance, die Folgen des Schlaganfalls zu verringern und damit eine bleibende Behinderung abzuwenden.
Größte Stroke Unit der Region
In Deutschland gibt es aktuell 300 zertifizierte Stroke Units, die speziell Schlaganfallpatienten versorgen. Solche Stroke Units entsprechen einer Intensivstation, auf der ausschließlich Schlaganfallpatienten behandelt werden. Diagnostik und Therapie sind in diesen Einrichtungen hinsichtlich Qualität und schnellster Versorgung optimiert. Die zertifizierte Stroke Unit am RoMed Klinikum Rosenheim ist mit jährlich fast 900 betreuten Schlaganfallpatienten die größte Einheit in der Region. Im Jahr 2016 erhielt sie bereits zum dritten Mal die Zertifizierung nach den Vorgaben der Deutschen Schlaganfallgesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe. Mit diesem Zertifikat werden Stroke Units ausgezeichnet, die hohe Standards in ihrer personellen und technischen Ausstattung sowie in der Steuerung der Behandlungsabläufe haben. Möglich ist das nur durch die eng abgestimmte Zusammenarbeit von speziell ausgebildeten Pflegekräften, Ärzten, Therapeuten für Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie sowie Sozialarbeitern. Unmittelbar nach Aufnahme erfolgt die Diagnostik und Lokalisierung des verschlossenen Blutgefäßes mit Hilfe von Computertomographie sowie Ultraschalluntersuchungen, damit sofort eine gezielte Therapie einsetzen kann.
Zeitfaktor entscheidend bei Behandlung
Die Neurologische Klinik am RoMed Klinikum Rosenheim ist Mitglied im TEMPiS-Netzwerk, einem Zusammenschluss von 20 regionalen schlaganfallversorgenden Kliniken und zwei Schlaganfallzentren in Südostbayern. Zur Optimierung der Behandlung erarbeiten diese Kliniken gemeinsame Standards für die Diagnostik und Therapie und sind durch Telemedizin vernetzt. Bei einem Schlaganfall ist der Faktor Zeit von enormer Bedeutung, denn gerade in den ersten Stunden kann eine sehr wirkungsvolle Therapie eingeleitet werden. Entscheidend dabei ist, eine verschlossene Hirnschlagader möglichst rasch wieder zu eröffnen, um die Mangeldurchblutung des betroffenen Hirngebietes zu beseitigen.
Die Standardtherapie hierfür ist eine Infusionsbehandlung mit Medikamenten, welche das Blutgerinnsel in den Hirnschlagadern auflösen können. Da diese Therapie sehr schnell eingeleitet und Betroffene dafür sorgfältig ausgewählt werden müssen, sind die Anforderungen an Stroke Units sehr hoch. Diese Therapie muss innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn des Schlaganfalls eingeleitet werden, da die Risiken einer solchen Behandlung danach steigen.
Innovative Therapiemöglichkeiten
Seit kurzem gibt es bei sehr schweren Schlaganfällen, bei denen ein großes Hirngefäß verschlossen ist, eine neue zusätzliche Therapie. Läßt sich ein Gefäß mit der Infusionsbehandlung nicht eröffnen, kann mit Hilfe eines Kathetersystems das Gerinsel mechanisch entfernt werden. Man spricht hier von einer Thrombektomie. Dabei wird über die Leistenarterie ein Katheter bis in die Hirngefäße vorgeschoben, das Blutgerinnsel mit einem Drahtgeflecht (Stent) gefasst und aus dem Gefäßsystem herausgezogen. Da für diese Therapie hochqualifizierte Spezialisten notwendig sind, die eine große Zahl solcher Kathetereingriffe am Gehirn durchführen, beteiligt sich das RoMed Klinikum Rosenheim im Rahmen des TEMPiS-Netzwerkes an einem innovativen Projekt. Für das Netzwerk wird ein Thrombektomie- Notfalldienst aufgebaut. Wenn eine Thrombektomie bei einem schweren Schlaganfall sinnvoll ist, wird ein hochqualifizierter Neurointerventionalist mit einem eigens dafür vorgehaltenen Hubschrauber in die Klinik eingeflogen und der Eingriff kann sofort durchgeführt werden. Man rechnet damit, dass dieses Verfahren für ca. 5 % der Schlaganfallbetroffenen in Frage kommt. Auch bei dieser Therapie entscheidet der Faktor Zeit über den Erfolg: Nur in den ersten Stunden nach Eintritt des Schlaganfalls kann hierdurch Hirngewebe gerettet werden