Lichtblick am Horizont
Neue Therapie der männlichen Inkontinenz
Bei Männern ist eine Inkontinenz (unwillkürlicher Urinverlust) häufig Folge einer operativen Behandlung der Prostata, z. B. eine radikale Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs oder nach anderen Eingriffen im Becken. Das derzeit am häufigsten in der Klinik angewendete Verfahren zur Korrektur einer männlichen Inkontinenz nach Operationen ist, nach Ausschöpfung aller konservativen Möglichkeiten, die Implantation eines sogenannten Advance® Bandes.
Hierbei wird ein Band unterhalb der Harnröhre eingezogen, die die Harnröhre wieder in die ursprüngliche anatomische Position verbringt und somit wieder ermöglicht, den Schließmuskel korrekt zu betätigen. Voraussetzung hierfür ist ein intakter Schließmuskel und eine nur leichte bis mittelgradige Inkontinenz.
Bei höher gradiger Inkontinenz ist dieses Verfahren nicht in allen Fällen geeignet, da insbesondere ein Nachjustieren nicht möglich ist, falls keine ausreichende Kontinenz nach dem Eingriff erzielt werden kann. Als einzige Alternative blieb bisher die Möglichkeit ein künstliches hydraulisches Schließmuskelsystem zu implantieren. Dies erfordert allerdings einen größeren Aufwand, muss vom Patienten bedient werden können und ist durch die hydraulischen Komponenten auch anfällig für mechanische Defekte.
In der Urologischen Klinik des RoMed Klinikums konnte nun im Juni 2016 erstmals ein neues Operationsverfahren zur Therapie der männlichen Inkontinenz erfolgreich angewendet werden. Mit dem ATOMS®-System ist nun eine Lücke im Behandlungsspektrum geschlossen. Es handelt sich hierbei um ein hydraulisches Sphinkterersatzsystem, bei dem ein befüllbares Silikonkissen unter der Harnröhre platziert und mit Kunststoffschlingen über den Schambeinen fixiert wird. Die geniale Idee hierbei ist, dass nach der Abheilungsphase und Rückgang der typischen Schwellung nach operativen Eingriffen dann ggfs. über einen im Hodensack implantierten Port das Kissen weiter gefüllt werden kann und somit die Kontinenz verbessert wird. Dies ist ohne großen Aufwand ambulant und ohne Narkose möglich.